Die Namensfindung für Figuren – eine schwierige und oftmals nervenaufreibende Aufgabe für den Autor. Unzählige Baby-Namen-Foren werden durchsucht, Namens-Lexika erforscht oder mit Namen aus der eigenen Umgebung hin und her experimentiert. Damit eure Nerven nicht direkt zu Beginn eines neuen Projektes überstrapaziert werden, haben wir hier ein paar Tipps für euch, wie ihr den passenden Namen für eure Protagonisten findet.
Bei der Namensfindung und vor allem bei der Kreativität der Figurenbenennung ist durchaus Vorsicht geboten. Ist der Name zu fantasievoll, kann sich der Leser schnell daran stoßen, ist er zu langweilig oder passt einfach nicht in die Geschichte, haben wir dasselbe Problem. Doch es gibt durchaus ein paar Punkte, an denen man sich in Sachen Figurenbennenung halten kann, bzw. mit denen man allzu kreative Eigennamen rechtfertigen kann.
Allgemein sollte man bei der Verteilung darauf achten, dass die Namen sich nicht zu sehr ähneln und vom Leser daher ständig verwechselt werden. Auch auf Zungenbrecher sollte man verzichten, wenn sie sich häufen. Manche Namen lassen sich toll lesen, sind aber unmöglich auszusprechen.
UNTERSCHEIDE IM GENRE
Tatsächlich wird man die Beachtung des Genres vermutlich in jedem Tipp rund ums Schreiben anwenden können. Wenn es allerdings um Namen geht, sollte man grundsätzlich nur zwischen drei Richtungen unterscheiden: Fantasy, History und den Rest (Romane, Thriller, Krimis etc.).
Namen in Fantasyromanen / Science Fiction
Hier dürft ihr kreativ sein. Vor allem bei High-Fantasy, Geschichten über Fabelwesen oder Handlungen mit einem neuen Weltenbau ist der Autor recht frei in der Namensfindung. Elfen, Drachenwesen, Dämonen oder sonstige mystische Gestalten sollten nicht unbedingt Hugo, Hans oder Irmgard heißen (es sei denn natürlich, es ist so gewünscht). Hier kann man sich entweder eigene Fantasienamen ausdenken oder auf Sagen und Fabeln zurückgreifen. Es sollte lediglich darauf geachtet werden, dass die Namen verschiedener Charaktere nicht zu abenteuerlich sind und der Leser schlimmstenfalls Probleme bekommt, die Namen auszusprechen oder die Figuren zu unterscheiden. Ansonsten: Tobt euch aus!
Namen in historischen Romanen
Im Grunde spricht es für sich selbst: Schreibst du über eine Geschichte aus dem 18. Jahrhundert, solltest du dich folglich auch über Namen informieren, die zu dieser Zeit geläufig waren und in “deinem” Land aufkamen. Ansonsten schwindet die Authentizität und Glaubwürdigkeit deiner Geschichte.
Namen in Romanen (New Adult, Contemporary, Liebesroman, Krimi etc.)
Grundsätzlich ist bei der Namensgebung in jedem Fall zu berücksichtigen, dass die Verteilung der Namen realistisch sein sollte. Hat der Protagonist z.B. einen besonders ausgefallenen Namen, sollte der Love Interest einen mehr oder weniger “normalen” Namen haben, um die Sache glaubhaft zu halten. Auf keinen Fall sollte man den rosa Elefanten im Raum ignorieren. Das bedeutet, hat eine Figur einen besonders auffallend abenteuerlustigen Namen, sollte dieser auch angesprochen und erklärt werden, um den Leser nicht mit einem Fragezeichen im Gesicht zurück zu lassen. Der Name kann beispielsweise eine merkwürdige Familientradition sein, sich aus den Namen der Eltern zusammensetzen oder sonst eine Geschichte haben, die die Namensgebung erklärt.
Außerdem ist bei den Figuren auf das Setting und das Geburtsjahr zu achten. Englische Personen sollten natürlich bestenfalls einen englischen Namen haben. Ist der Protagonist 1993 geboren, schadet es nicht, sich Namenslisten aus diesem Jahr anzuschauen und sich daran zu orientieren. Das gilt natürlich nur allgemein und muss nicht auf jede einzelne Figur angewendet werden.
NAMEN FÜR BESONDERE CHRAKTERE
Namen haben besondere Macht und schaffen beim Leser bereits beim ersten Auftritt eine gewisse Erwartungshaltung und Vorstellung über die Figur.
Der Autor hat an dieser Stelle die Wahl, diese Erwartungen zu erfüllen oder damit zu spielen und eine Figur auf diese Weise besonders schräg zu machen.
Es gibt gewisse Namen, mit denen wir beispielsweise automatisch den Bösewicht assoziieren. Bei einem Antagonisten namens Victor, Richard, Juras, Jack etc. wundert sich niemand über seine düsteren Absichten. Er ist klassisch. Kommt der ultimative Bösewicht allerdings als Tim Müller daher, macht es den Charakter irgendwie skurril, was man mit Hilfe der äußeren Erscheinungsform und der Ausdrucksweise noch weiter ausbauen kann.
Andersrum lassen sich besonders witzige Charaktere ebenfalls mit ihren Namen unterstreichen. Entweder man bedient das Klischee und verpasst dem lustigen Sidekick einen entsprechenden Namen oder man spielt auch hier mit den verschiedenen Wirkungen von Namen.
SPITZNAMEN
Gerne werden auch Spitznamen oder Abkürzungen verwendet, was der Geschichte ebenfalls ein wenig mehr Leben und Authentizität verleiht. Jeder von uns hat vermutlich jemanden in seinem Freundeskreis, der lediglich mit dem Nachnamen oder einer Abkürzung oder Ähnliches angesprochen wird. Dass es in einem Buch ebenfalls eine Figur mit einem Spitznamen gibt, ist also naheliegend. Außerdem bietet ein solcher “falscher” Name dem Autor eine Gelegenheit, die Hintergrundgeschichte der Figur weiter auszubauen. Wie ist es zu dem Spitznamen gekommen? Gibt es eine lustige/traurige Geschichte dazu? Mag die Figur ihren echten Namen, und wenn nicht, warum nicht?
CHECKLISTE – TRICK 17
Abschließend haben wir eine kleine Checkliste für eure Namensfindung zusammengestellt.
- Berücksichtige das Alter und die Herkunft deiner Figuren
- Sorge für Abwechslung bei den Namen – eine gute Mischung aus “normalen” und kreativen Namen
- Achte darauf, dass Vor- und Nachname zusammenpassen
- Google immer deine kompletten Namen, damit es nicht zu unerwünschten Überschneidungen mit realen Personen kommt
- Verpasse einigen Figuren eine Geschichte zu ihren Namen (Entstehung, Familiengeschichte)
- Erkläre besonders abenteuerliche Namen
- Verwende Spitznamen – aber bitte in Maßen 🙂
- Achte auf das Genre
- Bediene dich bei Fantasy u.Ä. ruhig an Legenden, Sagen oder der Mythologie
- Suche nach Bedeutungen von Namen, die du eventuell mit einbringen kannst
- Erstelle während der Recherche eine Namensliste und ergänze sie – das spart Zeit bei der nächsten Namenssuche!
So, nun bist du gerüstet, um deinen Figuren wundervolle, passende, authentische und stimmige Namen zu verpassen.
Schreib uns in die Kommentare und erzähle uns, wie du die Namen für deine Personen findest. Ganz spontan oder verbringst du Stunden vor Baby-Namen-Seiten? Wir sind gespannt!
Das kommt ganz drauf an… Manchmal fallt mir einfach ein passender Name ein, manchmal klicke ich mich planlos durch Babyseiten^^. Aber wenn ich dann den richtigen Namen habe, kann mich keiner mehr davon abbringen xD. Grundsätzlich mag ich schöne Namen und solche, die nicht allzu häufig sind, aber immer leicht auszusprechen (hoffentlich).
Babyseiten finde ich unsinnig, weil man dort nur Vornamen findet. Übrigens: nicht nur beim Schreiben historischer Romane sollte man einen Blick aufs Geburtsjahr werfen. Jedes Jahrzehnt hat seine Favorites, so wirkt 1960 ein Kevin nicht besonders unglaubwürdig bei uns.
Schwieriger ist es, Vor UND Nachnamen aufzutun. Und zwar zusammenpassende.
Ich habe bei Patchwork zwei Monate Arbeit in Recherche und Umsetzung investiert für einen Namensgenerator, der mit 20.000 Nach- und 40.000 Vornamen aus rund 60 Ländern zuzüglich Fantasynamen, Aliens, Drachen, Elfen, Einhörner, DJs, Detektiven, Hippies, griechischen Göttern, und und und, echten mittelalterlichen, viktorianischen und von einigen Ländern wie D, USA, Australien und noch ein paar anderen die Namen jahrzehnteweise bis ins 19. Jh. zurück.
Da muss ich nicht verkrampft mein Hirn oder die Tasten für überhaupt einen Namen marten, sondern kann mich bei den vorgeschlagenen Namenspaaren intuitiv auf den passenden einspüren. Ich hätte vorher nicht gedacht, WIE unglaublich entspannend das ist. Und Spaß macht ^^
Meistens nehme ich für die Charaktere Namen, die ich spontan gut finde. Das ist wie, wenn du den Namen eines Menschen nicht mehr kennst und verschiedene Buchstaben durchprobierst, welcher “gut” klingt.
Sonst mache ich das meistens mit dem Google-Übersetzer, habe ich eine Person, die naturverbunden ist, suche ich nach fremdsprachigen Übersetzungen für “Natur”, “Grün”, “Baum” und so etwas. Und der am besten klingende wirds dann. Allerdings ist das wahrscheinlich etwas unpassend, wenn man tatsächlich einen richtigen Roman schreibt. Baby-Namensseiten find ich.. keine Ahnung, schwachsinnig.
Ich hab einem Charakter einmal einfach einen Platzhalternamen gegeben, damit ich den später mit der “Ersetzen”-Funktion von Word ersetzen kann, aber dann ist es der Platzhalter einfach geblieben. So kanns kommen xD
Ich habe bereits beim Schreiben den richtigen Namen im Kopf und musste noch nie darüber nachdenken, wie jemand heißen soll. Irgendwie kommen die Figuren immer als Gesamtpaket in den Kopf 😀 Für belanglose Nebencharaktere wälze ich in Telefonbüchern und Häufigkeitstabellen herum, manchmal suche ich auf Babyseiten alternative Schreibweisen. Ich bevorzuge realistische Namen und find es auch gar nicht schlimm, wenn ein “Bösewicht”-Name bei den Guten ist und anders herum. Letztlich entscheidet nicht sein Name über gut und böse, sondern sein Verhalten. Deswegen finde ich Namen, die mit Schicksalsfügungen oder Charaktereigenschaften zu tun haben lächerlich.
Bei Fantasynamen gehen mir häufig die Ideen aus und da helfen auch Namensgeneratoren nicht. Ich weiß noch nicht einmal wie ich meine Pen & Paper Charaktere nennen soll -.-“
Gute Tipps, finde ich!
Zu Tiernamen fällt mir noch einiges ein – so mag der Name “Maja” für eine Biene vielleicht im kollektiven Unterbewussten wirken oder so ähnlich. Denn so hieß ursprünglich eine römische Frühlingsgöttin.
Eine weitere Möglichkeit ist, Namen für Tiere von der Art abzuleiten; so z. B. “Ka” für einen Kakadu in Max Kruses “Der Löwe ist los”; oder für Quallen, die eine Mentor-Funktion haben, Namen wie “Quallitete” oder “Quallificus”.
Liebe Grüße Norbert
Apropos Tiernamen: Wenn man seinen Protagonisten Haustiere an die Hand gibt, können diese durch ihre Namen etwas über die Person erzählen. In meinem Romanprojekt heißt die Hündin “Laika” und spiegelt so die Faszination der Protagonistin für die Raumfahrt wieder.
Danke für die guten Tipps zur Namensfindung!
Schreibende Grüße, Ricarda
oh, ich arbeite erst an meinem ersten Roman abseits der Schublade
da sind die Namen eher spontan entstanden…….
wie es beim nächsten Projekt wird, weiß ich jetzt noch nicht
Bei dem Buch was ich momentan schreibe, sind mir einige Namen sofort eingefallen und bei anderen ist es super kompliziert. Ich weiß z.b. bei einer Person noch überhaupt nicht wie er heißen soll. Danke für die guten Tipps!