Inhalt:
Spätestens, wenn es ans Eingemachte geht und man sein Werk, das man in endloser Zeit, mit endloser Geduld fertig gestellt hat, nun an Agenturen oder Verlage schicken will, wird jeder angehende Autor auf dieses Wort stoßen: Normseite.
Hier wird erklärt, wie eine Normseite erstellt wird und was dabei beachtet werden muss.
Die Normseite
Mich selbst verbindet eine innige Hass‑Liebe mit diesem Wort, denn es gibt kaum ein anderes Wort, über das ich derart viele Artikel gelesen habe, wie über dieses. Doch das alleine wäre noch nicht schlimm, sondern erst der Inhalt dieser Artikel hat den Hass in die Liebe gebracht.
Um das zu erklären, muss ich etwas ausholen. Ich habe zwar schon immer sehr gerne geschrieben, doch ich komme aus einer ganz anderen Ecke, denn ich bin eine Ingenieurin (oder wie ich gerne sage: Ingenieuse – nur leider wollten sie mir das nicht auf mein Zeugnis drucken).
Kein angehender Ingenieur wird um diese drei Buchstaben herumkommen: DIN
Die Deutsche IndustrieNorm. Was vielen nur in der Form „DIN A4“ ein Begriff ist, wird dem angehenden Ingenieur ins Hirn gehämmert, bis man nachts schweißgebadet von Albträumen geplagt aufwacht mit dem schrecklichen Gedanken im Kopf, dass man in der Zeichnung eine falsche Norm verwendet hat und nochmals komplett von vorne anfangen muss. (Oder schlimmer: das Flugzeug abstürzt!!!)
So sehr ich diese Normen damals gehasst habe, wünschte ich mir, sie würde sich der NORMseite annehmen. Denn dann wäre endlich das Problem dieser zig Artikel behoben: Denn jeder dieser Artikel behauptet etwas anderes über die NORMseite, die nicht so recht eine ist.
Doch liebe (angehende) Autoren: Verzagt nicht! Es gibt noch Hoffnung da draußen!
Denn obwohl die Normseite hier und da etwas unterschiedlich aussehen mag, eines entspricht eben zum Glück doch noch einer Norm:
30×60
Dies sind die zauberhaften Zahlen, welche die Ingenieuse in mir liebt.
Eine Normseite hat 30 Zeilen à maximal 60 Anschläge und das ist in erster Linie das Wichtigste, das ihr beachten müsst – darin sind sich Gott sei Dank auch die Artikel einig.
Doch bekanntlich führen viele Wege zum Ziel (und alle nach Rom) und so unterscheiden sich die Aufmachungen des „Drumherums“ teilweise deutlich.
Ich werde euch hier die wichtigsten Dinge vorstellen, die es zu beachten gilt. Doch im Allgemeinen solltet ihr immer auf die Seite des Verlages oder der Agentur gehen, der ihr euer Manuskript schicken wollt, und schauen, ob sie bestimmte Wünsche haben und eure Einsendung entsprechend anpassen.
Es gibt Programme, in denen ihr direkt die Normseite einrichten könnt, in dem ihr sagt, dass ihr 30 Zeilen à 60 Anschläge auf einer Seite haben wollt. Habt ihr so ein Programm, seid ihr umso schneller fertig, doch ich werde mich an den Nutzern von Microsoft Word orientieren, zu denen ich selbst zähle. Außerdem ist es mit diesen maximal erreichbaren 1800 Zeichen, die sich aus der Multiplikation der magischen Zahlen ergeben, doch noch nicht ganz getan.
Am Ende des Artikels findet ihr auch eine Vorlage einer Normseite für Word, die ihr euch gerne herunterladen könnt und benutzen dürft.
Der Aufbau:
Hier der allgemeine Aufbau einer Normseite.
Absatzformatierung:
Da ein Leerzeichen, wie es schon der Name sagt, auch ein Zeichen ist, zählt es zu allen Angaben mit dazu.
Die 30 Zeilen à 60 Anschläge hatten wir schon, doch wir wollen das auf jeder Seite, selbst wenn wir dadurch Hurenkinder und Schusterjungen produzieren. Also muss die automatische Absatzkontrolle abgeschalten werden.
Word: Alles markieren (oder direkt in der Formatvorlage ändern), Rechtsklick: „Absatz“
Den Reiter „Zeilen- und Seitenumbruch“ auswählen und das Häkchen bei Absatzkontrolle entfernen.
Dann möchte eine Normseite vor allem eines sein: übersichtlich.
Man soll schließlich mit ihr arbeiten können. Also benötigen die Zeilen eine Nummerierung von 1 bis 30, die sich auf jeder Seite wiederholen soll (keine fortlaufende Nummerierung, wobei ich auch das schon gesehen habe). Auch soll jede Zeile mit einer Nummer gekennzeichnet werden und nicht z. B. nur jede Fünfte. Wenn ihr einen Text für einen Wettbewerb oder als Leseprobe (Bewerbung) einschickt, könnt ihr euch überlegen, ob ihr die Zeilennummerierung ausschaltet. Sie ist hauptsächlich zum Arbeiten mit dem Text hilfreich (Lektorat, Korrektorat).
Word: „Seitenlayout“ → „Zeilennummern“ → „Jede Seite neu beginnend“. Evtl. muss dann unter „Zeilennummerierungsoptionen…“→ „Zeilennummern“ das Zählintervall auf 1 gesetzt werden.
Die Schrift und deren Größe:
Hier scheiden sich die Geister. Ich persönlich arbeite immer mit der Schrift Courier New, die zwar altmodisch aussieht, aber einfach alles hat, was ich brauche.
Die Schrift sollte „Monospaced“ sein: Das heißt, jeder Buchstabe verbraucht gleich viel Platz, egal ob ich ein „m“ oder ein „i“ schreibe. Das ist gerade für Word wichtig, da hier die Anzahl der Zeichen in einer Zeile durch die Seitenränder begrenzt wird. Das funktioniert nur bei ebensolchen Schriften. Man nennt Schriftarten dieser Art auch „Nicht‑Proportional“ oder Dickten- bzw. Festbreitenschrift.
Eine Liste geeigneter Schriftarten findet sich hier.
Die Schriftgröße liegt im Normalfall bei 11 oder 12 pt.
Textausrichtung:
Der Text einer Normseite ist immer linksbündig im Flattersatz (kein Blocksatz).
Kopf- und Fußzeile:
Auf eine Normseite gehört eine fortlaufende Seitenzahl, am besten rechts oben in die Ecke. Den Rest der Kopfzeile kann man z. B. für den Titel oder Ähnliches nutzen.
Damit der Lektor/Agent auch immer weiß, wer das Meisterwerk geschrieben hat, das er gerade in den Händen hält, sollte man auch den Namen und die Adresse nicht vergessen. Dafür gibt es schließlich in der Fußzeile genügend Platz.
Seitenränder und Layout:
Die Normseite ist immer im A4‑Format hochkant. Das heißt 210 mm x 297 mm (Breite x Höhe).
Grundsätzlich empfiehlt es sich einen Sondereinzug der ersten Zeile eines neuen Absatzes einzurichten, da kein Abstand nach/vor einem neuen Absatz eingefügt wird. Ich wähle üblicherweise einen Sondereinzug „erste Zeile“ von 0,7 cm.
Für die Schriftart Courier New mit der Schriftgröße 12 pt und einem 1,5-fachen Zeilenabstand benötigt man folgende Ränder:
Links und rechts: Gesamt 60 mm
Oben und unten: Gesamt 77 mm
Wie das aufgeteilt wird, ist jedem selbst überlassen, doch es bietet sich an, rechts einen größeren Rand für Notizen zu wählen. Meine Normseite hat folgende Ränder:
Kurz zusammengefasst für Courier New 12 pt:
- 30 Zeilen à 60 Anschläge inklusive Leerzeichen
- Schriftgröße 12 mit einer nicht-proportionalen Schrift (z. B. Courier New)
- 1,5-facher Zeilenabstand
- Seitenränder:
Oben und unten zusammen: 77 mm
Rechts und links zusammen: 60 mm
Bundsteg: 0 mm - Keine Silbentrennung, keine Absatzkontrolle, keinen Abstand nach/vor neuen Absätzen
- Es empfiehlt sich, einen Sondereinzug der ersten Zeile einzurichten
- Kopfzeile: Titel und Seitenzahl
- Fußzeile: vollständige Adresse
Die Normseite eignet sich damit prima als Berechnungsgrundlage für Texter, Lektoren, Übersetzer und so weiter, da sie eine messbare, anschauliche Grundlage bildet. Mit 227 Seiten kann man einfach mehr anfangen, als mit 341 127 Zeichen. Zudem lassen sich in Verbindung mit den Zeichen auch Rückschlüsse auf Wortlängen und Absätze ziehen. Als Mittelmaß werden für eine Manuskriptseite häufig 1500 Anschläge genommen, da die Zeilen ja durch Absätze, wörtliche Reden usw. nie alle ganz voll sind. Das heißt, die Anzahl der Zeichen durch 1500 ergibt nach der Definition von VG Wort die Länge eines in Normseiten formatierten Textes.
Für Interessierte gibt es zum Abschluss noch einen kleinen Exkurs, woher die Normseite kommt:
Die Normseite stammt aus den Zeiten der Schreibmaschine. Die Buchstaben der Schreibmaschinenschriften waren nicht-proportional, das heißt, nach jedem Buchstaben ist das Papier um einen definierten Betrag nach links gerückt. Zu der Familie der digitalisierten Schreibmaschinenschriften gehört übrigens auch die Schriftenfamilie „Courier“.
Mit einem Schieberegler wurde die Zeichenanzahl üblicherweise auf 60 Zeichen eingestellt, wonach ein automatischer Umbruch erfolgte (Quelle Wikipedia).
Download Normseite Word (Rechtsklick – speichern unter)
Hallo!
Eigentlich ein sehr schöner Beitrag, leider jedoch teilweise nur für diejenigen hilfreich, die mit Word schreiben.
Ich schreibe seit Jahren mit OpenOffice und um ehrlich zu sein tun das ca. 80% aller (künftigen) Autoren, die ich kenne.
Es wäre schön, wenn in diesem oder einem folgenden Eintrag ergänzt werden würde, wie und wo man diese Einstellungen auch in OpenOffice findet.
Ich habe den Beitrag dennoch in meinem Schreibforum verlinkt, wenn auch mit der Einschränkung, dass Vieles nur auf MS Word zutrifft.
LG,
Evanesca
Schliesse mich Evanesca an 🙂 Ansonsten schöner Artikel. Eine kleine Frage habe ich nur noch: Ist der 1,5fache Zeilenabstand ein Muss?
Hallo Steffi, hallo Evanesca,
es freut mich, dass euch der Beitrag gefällt.
Zu dem Punkt mit OpenOffice:
Wenn ich demnächst mal dazu komme kann ich das nachholen.
Der 1,5-fache Zeilenabstand ist kein Muss, aber wird meist gefordert. Wie auch im Beitrag steht, sind nur die 30 Zeilen pro Seite ein Muss.
Viele Grüße
Tina
Hallo Steffi und Evanesca,
Ich habe mir eben Mal den Spaß mit OpenOffice gegönnt *leichtes Augenrollen*…
Für die 30 Zeilen habe ich nun folgende Seitenmaßen kreiert – Mit Courier New, wie vorgeschlagen:
Oben 4,00cm
Unten 1,90cm
Links 1,50cm
Rechts 5,25cm
Die Abstände für Links und Rechts kommen daher zustande, dass ich links noch genügend Platz für die Zeilennummern haben wollte und mir dann eine 60 Zeichen lange Zeile genommen und den rechten Abstand dann Maß genommen habe.
Das bietet Oben und Rechts noch genug Platz für Anmerkungen etc.
Ich hoffe, ich konnte dir und den Anderen damit helfen!
Liebe Grüße,
Laura
Entschuldigt,
Rechts sind es 4,16cm
Hallo Tina,
vielen Dank für den Artikel. Eine Frage hätte ich noch an dich.
Wie groß ist den die Kopf- und Fußzeilenschrift generell?
LG
Ben
Danke, danke, danke….. für die Normseite! 🙂
Hallo,
Alles soweit klar. Außer:
Wenn eine Leseprobe zB 50 Seiten haben soll, wie werden ggf Überschriften in die Normseite eingefügt?
Weiß das jemand?
Liebe Grüße
Stef